Humbser-Abriss sofort stoppen!

12. Januar 2013 | von Kamran Salimi | Kategorie: Allgemein

Mit Bestürzung verfolgt Wir sind Fürth die aktuellen Abbrucharbeiten am Humbser-Gelände und lehnt den Abriss der historischen Brauereigebäude vehement ab.

Die Brauerei Joh. Humbser an der Schwabacher Straße war die ausstoßstärkste der „großen Fünf“ wichtigen Fürther Brauereien der vorigen Jahrhundertwende. Geheimrat Hans Humbser war als langjähriger Präsident des Deutschen Brauerbundes ein landesweit renommierter Brau-Funktionär und schon sein Vater Johann Humbser hat sich als Stifter um das Wohl der Stadt Fürth verdient gemacht.

Das Areal zwischen Schwabacher, Fichten und Dambacher Straße wurde hauptsächlich zwischen 1887 und 1911 bebaut und stellt heute weit über Fürth hinaus ein einmalig gut erhaltenes Denkmalensemble der Industriekultur dar. Als weithin sichtbarer künstlerischer Leuchtturm ist das Jugendstil-Sudhaus der Münchner Architekten Gebr. Rank von 1911 hervorzuheben.

Doch auch der zur Fichtenstraße hin gelegene Hopfenspeicher ist für jedermann offensichtlich ein Baudenkmal und sein Erhalt liegt im Interesse der Allgemeinheit, wie das auch das Landesamt für Denkmalpflege (LfD) in einem vorliegenden Gutachten beurteilt hat. „Dass das Landesamt unter dem Vorwand eines zu weit fortgeschrittenen Bebauungsplanverfahrens ein gründerzeitliches Baudenkmal dieser Qualität dann doch leichtfertig opfert, stinkt zum Himmel“, so Vorsitzender Felix Geismann.

Hopfenspeicher Brauerei Joh. Humbser, Foto: Peter Stutzmann.

Noch viel mehr als das LfD machen die Entscheidungsträger unserer Denkmalstadt in dieser Causa erneut eine schlechte Figur: So umweht den Oberbürgermeister ein Hauch vorsätzlicher Unwahrheit, wenn er sich öffentlich mit der unzutreffenden Aussage zitieren lässt, der Sichtziegelbau habe keine Denkmaleigenschaft. Eine Abwägung zwischen dem Wert des Baudenkmals und einer Erschließungsstraße kann nur eindeutig zu Gunsten des Hopfenspeichers ausfallen, der jenseits seiner eigenständigen baulichen Qualitäten auch für die stadträumliche Wirkung des Sudhauses von großer Bedeutung ist. Das Gelände ist stadtplanerisch ohne Problem auch ohne Abbruch dieses am Rand liegenden Gebäudes zu erschließen.

„Es ist an der Stadt diese ungesetzmäßige Ignoranz gegenüber dem hohen Gut des Denkmalschutzes zu beenden und umgehend die Abbruchgenehmigung einzukassieren.“, fordert Geismann, Nachkomme der gleichnamigen Fürther Großbrauerei, die 1967 mit Konkurrent Humbser fusionierte und hier an der Schwabacher Straße weiterbetrieben wurde. Seit Jahren warnt Geismann u. a. in den Fürther Nachrichten und der Fürther Freiheit vor dem Ausverkauf der reichen Fürther Brauereigeschichte: „Als Geismann empfinde ich es als unerträgliche Zumutung, die Zerstörung des baulichen Erbes der letzten verbliebenen Fürther Großbrauerei miterleben zu müssen. Man müsste doch meinen, die leidvollen Erfahrungen aus dem ignoranten Umgang mit den anderen vier Brauereien hätten irgendeinen Lernprozess bewirkt. Dem scheint trotz vieler Krokodilstränen um die Baudenkmäler von Bergbräu, Evora, Geismann und Grüner nicht im Geringsten so.“. Wir sind Fürth hat auf die akute Bedrohung der letzten Relikte einer großen Fürther Brauereiepoche bereits bei Gesprächen mit dem Oberbürgermeister und auf der Demonstration für eine lebendige Kleeblattstadt hingewiesen.

Beton zwischen Schalen zu gießen findet überall statt. Doch mit dem baulichen Erbe unserer Stadt ist so viel mehr möglich. Denkmalstadt, das ist keine Belastung, sondern eine Chance Einzigartiges zu erhalten, aber auch in Symbiose aus Alt- und Neu Hochwertiges zu schöpfen. Den Erfolg des Südstadtparks hier nur ein paar Hundert Meter weit entfernt zu ignorieren ist ein Fehler, den die Geschichte nicht verzeihen wird. Ein zu weit fortgeschrittenes Prozedere können wir nicht gelten lassen: Ein Fehler wird dadurch nur dümmer, dass man ihn 10 Jahre sehenden Auges vorantreibt statt ihn zu korrigieren.

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