Stellungnahme zum Vorschlag »Schna­bu­lier­markt«

17. Mai 2014 | von Kamran Salimi | Kategorie: Allgemein

Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage. Foto: FürthWiki e.V.

Wir sind Fürth e. V. begrüßt den Impuls, den Herr Schreier mit seinem Vorschlag eines »Schnabuliermarktes« zur Diskussion der Frage gegeben hat, wo der Fürther Wochenmarkt einen dauer­haften Platz finden kann. Allerdings müssen wir allen Gedankenspielen, die den Stadtgarten antasten, aus unserer Sicht eine klare Absage erteilen. Dieser Ort der Erholung ist in vielerlei Hinsicht zu wertvoll, um ihn durch ein Experiment zu gefährden, dessen Ausgang ökologisch wie ökonomisch vollkommen offen ist.

Der vielen Fürthern noch immer als »Konrad-Adenauer-Anlage« bekannte Park darf nicht zur Kulis­se einer Schlemmermeile degradiert werden. Ob mit oder ohne Schattensegeln verkäme die älteste städtische Grünanlage der Stadt Fürth innerhalb kürzester Zeit zu einer unansehnlichen Trampelfläche. Mit großer Weitsicht schuf der Fürther Magistrat schon 1827 mit der sogenannten »Englischen Anlage« eine grüne Lunge für die Stadt, die erst noch um diesen Park herum wachsen sollte. Heute ist der kleine Park nicht nur für spielende Kinder eine grüne Oase in der östlichen Innenstadt. Sie hätte eine gärtnerische Auf­wertung verdient, statt sie einem Projekt zu opfern, das einen der letzten innerstädtischen Freiräume kom­mer­ziali­siert und instrumentalisiert.

Die elegante, großstädtisch anmutende Fontänenanlage längs der Friedrichstraße ist die Hauptattraktion des Stadtgartens. Das beruhigende Rauschen des Wassers mindert den Verkehrslärm und signalisiert schon akustisch einen Ort der Entspannung und der Muße. Anstelle der Brunnenanlage, wie es Oberbürgermeister Dr. Jung vorschlägt, Marktbuden zu errichten, erscheint uns völlig abwegig. Der gesamte Stadtgarten würde an Aufenthaltsqualität und Charakter verlieren.

Im Kontext der Kommerzialisierung städtischer Freiräume fällt zusätzlich an dem Konzept das bislang unbeachtet gebliebene Detail einer Ausweitung des Parkplatzangebots negativ auf, von der insbesondere die von Herrn Schreier betriebene Apotheke profitieren würde. Dem als »Brachfläche« geschmähten Grünstreifen entlang der Königswarter- und Rudolf-Breitscheid-Straße würde statt noch mehr Asphalt für PKWs eine Aufwertung gut zu Gesichte stehen!

Es wäre verhängnisvoll, würde sich die von Herrn Schreier angestoßene Diskussion auf lediglich zwei Alter­na­tiven konzentrieren. Zu naheliegend – auch im wörtlichen Sinne – sind andere Lösungen, die wir mit allem Nachdruck in die Debatte einbringen möchten. Das ist zum einen der Bahnhofsvorplatz, der sich aus Sicht der Marktbeschicker hervorragend als provisorischer Marktplatz bewährt hat. Hier ließe sich unseres Erachtens mit übersichtlichem Aufwand in einer der beiden seitlichen, kleinen und eher unansehnlichen Parkflächen ein permanenter Markt mit festen Ständen installieren. Zum anderen bietet sich auch das Areal zwischen Kleiner Freiheit und Gabelsbergerstraße an. Die von Architekt Dr. Christofer Hornstein vorgeschlagene Markthalle nach französischen Vorbildern könnte Richtung ehemaliger Marktkauf verschoben werden, um den von Max Grundig gestifteten Brunnen an seinem Standort belassen zu können, wenn die Geldmittel für eine Verlagerung des Brunnens nicht ausreichen sollten.

Die geplanten Veränderungen am Hauptbahnhof und Wöhrlgebäude, bei gleichzeitiger Fertigstellung der Neuen Mitte und Wiederbelebung des Marktkaufes müssen städteplanerisch ineinandergreifen. Die Frage des Stand­ortes eines attraktiven Wochenmarktes ist somit keine Einzelfrage, sondern mitentscheidend für eine künftige Stärkung der gesamten Innenstadt. Deshalb fordern wir die Stadtgremien auf, eine nachhaltige Standortwahl – ausschließlich unter den Alternativen, die die bestehenden innenstädtischen Grünanlagen unangetastet lassen – nicht als Einzelentscheidung zu sehen, sondern stadtplanerisch im Hinblick auf ein ganzheitliches innen­städti­sches Entwicklungsziel zu treffen.

Egal, welche Lösung letztendlich gefunden wird – sie darf nicht zu Lasten der Konrad-Adenauer-Anlage gehen.

Kommentare (1)

Bisher einmal kommentiert:

  1. Rüdiger Miller schreibt:

    Ich finde es schade, dass sich derzeit niemand empört, über die Art und Weise der „Schnabuliermarkt Umfrage“ der Stadt Fürth.

    Gerne haben wir die KA Anlage, den Spielplatz, das Rundell mit unseren Kindern benutzt, als Spielplatz und Umfeld noch recht unattraktiv waren. Heute ist die Brunnenanlage für mich oft ein Ort der Ruhe, Regeneration und Besinnung. Was mich deshalb besonders aufbringt: die Sache hat den Anschein doch längst entschieden zu sein, die Umfrage dient meine erachtens nur als Vorwand, dieses unseelige Projekt am Standort KA Anlage durchzudrücken. Der Wirtschaft nicht dem Menschen dienen, Kinder? Egal. Das Wirtschaftsreferat erdreistet sich sogar , die auf positiv getrimmte Homepage des Schnabuliermarktes genau so zu erwähnen wie das Umfrageinstitut. Der Vorwand: „damit Sie sich über das Vorhaben gerne informieren können“. Die HP ist eine reine Jubelnummer, die mit gefakten Bildern (Apfelmarkt etc.) positiv einstimmt, sachliche, ernsthafte Auseinandersetzung mit Kritik fehlen genauso wie Statements des BN oder anderer Kritiker. Die Seriosität des Umfrageinstituts ist für mich in Frage gestellt (die Unabhängigkeit des Wirtschaftsreferats sowieso), denn die Neutralität ist wg. Nennung einseitiger Informationsquellen NICHT gewahrt worden. Also, was soll das Ganze?
    Andererseits haben die Kritiker keine INFO Seite o. ä. anzubieten oder ist der Eindruck richtig, dass man Kritik, mittlerweile sogar seitens Stadt am Standort KA Anlage gar nicht mehr hören, geschweige denn zulassen will?

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